Die Zukunft des Konsums
Ist Normalkonsum nicht mehr „normal“?
Über viele Jahrhunderte hinweg bis in die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg diente Konsum vor allem der unmittelbaren Sicherung der Existenz. Der größte Teil der konsumierten Waren und Dienstleistungen war im engeren Wortsinn notwendig, also unverzichtbar für die Abwendung von Not. In den Nachkriegsjahren wurden 75 Prozent des Einkommens für Essen und Trinken ausgegeben. Erst ab Mitte der 1950er Jahre lieferte eine wachsende Wirtschaft die Grundlage für ein Leben ohne Hunger und Entbehrungen.
Ab Mitte der 1960er Jahre begann dann das Zeitalter des Erlebniskonsums und die Bevölkerung erlebte die erste Konsumwelle – u.a. hielten Staubsauger, Fernseher und Waschmaschinen Einzug in deutsche Haushalte. Technischer Fortschritt und Massenproduktion ermöglichten die spürbare Verbilligung von Waren. Immer häufiger wurden gemeinsam mit Gütern und Dienstleistungen auch Erlebnisse gekauft. In der bis heute andauernden weiteren Entwicklung des Erlebniskonsums fallen Kaufentscheidungen immer schwerer, da es schon lange nicht mehr nur um die Befriedigung von Grundbedürfnissen geht, sondern darum, seine Persönlichkeit zu unterstreichen. Für die Wirtschaft und insbesondere das Marketing ist das Wissen um Konsumprioritäten essentiell geworden. Für welche Produkte und Dienstleistungen möchte der Konsument der Zukunft sein verfügbares Einkommen ausgeben? Welche Preise erachtet er als angemessen? Und vor allem: Wie wird zukünftig eingekauft – online oder offline?
Im Jahr 2022 erzielte der Onlinehandel in Deutschland einen Umsatz in Höhe von rund 90,4 Milliarden Euro – Somit besteht der deutsche Einzelhandel heute etwa zu 18 Prozent aus E-Commerce. In den nächsten 20 Jahren werden der absolute und prozentuale Umsatz des Online-Handels weiter steigen. Aktuell geben fast drei Viertel aller jungen Erwachsenen an, in ihrer Freizeit mindestens einmal im Monat online zu shoppen. Und auch die ältere Generation kann sich zunehmend für das digitale Einkaufen begeistern: Fast 66% der über 65-Jährigen bestellen ebenfalls regelmäßig Waren im Internet. Der größte Unterschied zeigt sich dagegen beim Einkommen: Bei den Besserverdienenden beläuft sich der Anteil der Online-Shoppenden auf etwa 85 Prozent, bei den Geringverdienenden „nur“ auf 66 Prozent.
Zusätzlich werden die Kunden in Bezug auf Produkt, Service und Beratung immer anspruchsvoller werden, diese Meinung vertreten 83 Prozent der Bundesbürger. Der kritische Konsument der Zukunft erwartet also nicht nur, dass Preis und Produktqualität passen. Es geht um mehr: das Umfeld des Einkaufs, das Eingehen auf Kundenwünsche, ehrliche Informationen, fachlich kompetente Beratung, Service, Zustellung, Montage, Einbau, Anleitung, Einweisung etc. In einem Wort: Service.