Die Zukunft der Arbeit
Nicht weniger, aber anders
In Zukunft werden wir sicherlich nicht weniger, aber anders arbeiten. Schlagworte wie Globalisierung, digitale (R)Evolution, demografischer Wandel, Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder der fortlaufende Bedeutungsgewinn des tertiären Sektors bewirken eine Umgestaltung der Erwerbsarbeit. Die Folge: Alternative Beschäftigungsverhältnisse werden an Bedeutung gewinnen. Neuen Erwerbsformen kennzeichnen sich u.a. durch einen hohen Digitalisierungsgrad, eine stärkere Projektorientierung und flexible Arbeitsverhältnisse. Parallel hierzu verändern sich auch die Strukturen der Arbeit: Arbeitszeiten und Hierarchien weichen auf, Informationen, Wissen, Denken und Handeln werden in einer neuen Qualität miteinander vernetzt und Arbeitsplätze sind nicht mehr nur an Fabriken oder Büros gebunden. Es entsteht die Zukunftsperspektive einer komplexen und flexiblen Arbeitswelt, in der berufliche Biografien und Karrieren vielfältiger werden.
Ein weiterer Zukunftstrend: Die Arbeitswelt wird weiblicher. Schon heute stellen Frauen die Mehrheit von Schul- und Hochschulabsolventen und erzielen hierbei zudem noch bessere Noten. Um die Potentiale der gut ausgebildeten Frauen zu nutzen, bedarf es jedoch u.a. einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Den Repräsentativumfragen zur Folge gibt lediglich jeder zehnte Bundesbürger an, dass sich derzeit Beruf und Familie in Deutschland gut vereinbaren lassen. Bei der Einschätzung, ob man persönlich in der Realität tatsächlich beides vereinbaren könne, steigt der Wert jedoch auf mehr als jeden vierten Bundesbürger an. Hier sind Politik und Wirtschaft gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
Insbesondere die Gruppe der Selbstständigen wird durch die Integration von Frauen in die Arbeitswelt wachsen, denn bisher ist weniger als ein Drittel aller Selbstständigen weiblich. In diesem Zusammenhang steigt auch der Bedarf an Büro- und Arbeitsgemeinschaften auf Zeit, sogenannte „Co-Working-Spaces“. In diesen werden Arbeitsplatz und Infrastruktur angeboten, die kosteneffiziente Nutzung durch Alleinunternehmer, Freiberufler oder Solo-Arbeiter findet unverbindlich bei Bedarf statt. Das Angebot passt sich somit einerseits der Arbeitsstruktur der Selbstständigen an – befriedigt andererseits aber auch Grundbedürfnisse von Arbeitsnehmern: Es gibt eine räumliche Trennung von Arbeitsplatz und Wohnumfeld, die Räumlichkeiten bieten einen Ort für soziale Interaktion und kollegiales Miteinander – zudem findet ein interdisziplinärer Austausch statt, der die Grundlage für Innovation schafft und das Vermitteln und gemeinschaftliche Planen von Projekten ermöglicht.
Die Flexibilisierung der Arbeit fordert ihren Preis und weicht die Trennung zwischen Beruf und Freizeit auf. Für Arbeitnehmende gehen die zeitlichen und räumlichen Freiheiten u.a. mit weniger Wegezeiten von und hin zur Arbeitsstätte einher, bedeuten aber auch mehr Verantwortung für die eigene Arbeit. Wichtiger als die Präsenz am Schreibtisch wird zukünftig das geleistete Ergebnis. Für Arbeitgeber bedeutet diese Entwicklung weniger Kontrolle und setzt einen größeren Vertrauensvorschuss voraus.
Bei allen Veränderungen der Arbeitswelt darf eines jedoch nicht vergessen werden: auch in Zukunft bleibt Arbeit nur ein kleiner Teil des Lebens. Von den durchschnittlich knapp 720.000 Lebensstunden, werden nur 10 Prozent mit Erwerbsarbeit verbracht.