Die Zukunft der Freizeit
Die Zukunft der Freizeit – zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Eigentlich sollten wir Deutschen mehr Freizeit haben als jemals zuvor: Eine aktuelle Analyse der Zeitverwendung der Bürger kommt zu folgenden Ergebnissen für Berufstätige: Die Jahresarbeitszeit (bei Vollbeschäftigung) umfasst mit 1.640 Stunden lediglich rund 19 Prozent der gesamten Stundenanzahl von 1. Januar bis 31. Dezember. Für die Dispositionszeit – Zeit, die sich über die Freiwilligkeit definiert – bleiben im Durchschnitt 2.591 Stunden pro Jahr (30%).
Dennoch verringert sich unsere freie Zeit seit 2010 kontinuierlich – insgesamt um genau 7 Minuten, so dass sie aktuell 3 Stunden und 56 Minuten an einem Werktag beträgt. Die Freizeit der Jugendlichen verringerte sich, nicht zuletzt durch die zunehmende Zahl von Ganztagesschulen sowie die Verkürzung der Gymnasialzeit auf nur 12 Jahre, sogar um ganze 36 Minuten. Hierbei zeigt sich ganz deutlich, dass weder Herkunft noch Geschlecht oder Einkommen ausschlaggebend ist für die persönliche Freizeitlänge, sondern allein die Lebensphase.
Unsere Freizeitforschung zeigt, dass trotz des objektiv höheren Freizeitbudgets bei vielen Bundesbürgern das subjektive Gefühl vorherrscht, über zu wenig Freizeit zu verfügen. So zeigen Umfrageergebnisse, dass der Anteil der Bundesbürger, der sich über zu wenig Freizeit beklagt, fast dreimal so hoch ist wie der Anteil derjenigen, die angeben, über zu viel Freizeit zu verfügen.
Dies bedingt einen Verhaltenswandel, der auch in Zukunft verstärkt wahrzunehmen sein wird: In ihrer Zeitnot reagieren die Bürger pragmatisch und verkürzen die Dauer der Aktivitäten oder kombinieren verschiedene Unternehmungen miteinander. Dass diese Schnelllebigkeit oftmals Oberflächlichkeit zur Folge hat, wird dabei (zwangsläufig) akzeptiert. Die Option, für mehr Freizeit auf einen Teil des Einkommens zu verzichten, ist jedoch nur für jeden vierten Bundesbürger interessant. Gerade Haushalte mit einem niedrigen Nettoeinkommen sowie viele Ältere wollen und können sich dies nicht leisten.
Doch womit verbringen die Deutschen ihre sogenannte „Dispositionszeit“, die ihnen frei zur selbstbestimmten Verfügung steht? Egal ob Mann oder Frau, Stadt- oder Landbewohner, Arm oder Reich – das Surfen im Internet steht bei den Bundesbürgern auf unangefochten auf Platz eins. 97 Prozent aller Bundesbürger zwischen 18-74 Jahren sind regelmäßig (d.h. wenigstens einmal die Woche) online aktiv. Das Fernsehen bleibt auf Platz 2 der beliebtesten Freizeitaktivitäten, gefolgt von der PC/Laptop/Tabletnutzung. Erstmals in den Top 10 der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen tauchen auch Social Media Angebote auf: Facebook, Instagram, LinkedIn, TikTok, Snapchat oder Twitter werden von mehr als zwei Drittel regelmäßig genutzt.
Die Mehrheit der Deutschen verbringt zudem viel freie Zeit mit zahlreichen nicht medialen Freizeitaktivitäten. Zwei von drei Bürgern backen und kochen regelmäßig oder unternehmen gemeinsam etwas mit dem Partner. Fast ebenso viele genießen es in Ruhe einen Kaffee zu trinken oder einfach einmal nichts zu tun. Eine Mehrheit der Deutschen geht zudem wenigstens einmal die Woche spazieren oder hält sich in der Natur auf.