Die Zukunft der Kultur
Zwischen Tradition und „Eventisierung“
Ein erweiterter Kulturbegriff hat sich mittlerweile in fast allen Gesellschaftsbereichen durchgesetzt. Neben klassischen (Hoch-) Kulturangeboten wie Opern, Ballett- oder Theateraufführungen werden auch populäre Unterhaltungsangebote wie Straßenfeste, Sportveranstaltungen, Popmusik, Kinos oder Freizeitparks der Kultur zugeordnet. Dementsprechend sind auch etwa vier von fünf Deutsche der Überzeugung, Kultur könne nicht nur eine elitäre Angelegenheit für wenige sein, denn alle Events, die Zerstreuung und Erlebnisse bieten, seien Teil von Kultur.
In Bezug auf diese Unterhaltungskultur wird in der Zukunft weiterhin eine verstärkte Inszenierung und Eventisierung festzustellen sein. Hierbei wird die Frage im Raum stehen, wie sich das Verhältnis von Authentizität und Künstlichkeit gestaltet bzw. gestalten lässt. Zudem glaubt die Hälfte der Deutschen, dass in den nächsten 20 Jahren die Unterhaltungselektronik so gut entwickelt sein wird, dass die meisten Menschen Kulturevents lieber daheim im Wohnzimmer als in öffentlichen Kulturstätten genießen werden.
Eine gesellschaftliche Herausforderung, die sich auch im Kulturbereich offenbart, ist die soziale Spaltung. Verschiedene Studien der Stiftung zeigen: Der Besucheranteil der formal Höhergebildeten liegt bei allen Kulturangeboten (nicht nur denen der Hochkultur) weiterhin deutlich über dem der formal Niedriggebildeten. Neben einem unterschiedlichen Interesse und Verständnis spielen finanzielle Aspekte eine entscheidende Rolle. Kultur gilt zumeist als Zusatz, bei dem am ehesten gespart werden kann. Zukünftig sollte der gesellschaftlichen Spaltung, nicht nur im kulturellen Bereich, Einhalt geboten werden.